Heldenreise – wohin reist dein Held?

Kennst du diese Geschichte: Ein Held macht sich auf zu einer Reise, hat Abenteuer zu bestehen und am Ende, wenn er zurückkehrt, scheint er um viele Lektionen reicher zu sein. Diese Heldenreise reißt dich mit, oder? Bis zum Schluss fieberst du mit und bist gespannt, wie die Geschichte und der Held enden werden. Magst du diese Spannung auch in deine Geschichte mitnehmen und die Leser an dein Buch fesseln?

Dann schau dir die Heldenreise doch genauer an!

Unterbewusst erwarten wir die Heldenreise in einer Geschichte. Sie liegt den meisten Erzählungen zugrunde. Ein Held macht sich auf, um einen Schatten (kann auch der eigene Schatten sein) zu besiegen.

Die Heldenreise ist ein Erzählmuster, das intuitiv von uns wahrgenommen wird. Sie macht die Geschichte lebendig und wir erahnen den Fortgang der Geschichte schon, bevor sie zu Ende ist. Bei Harry Potter, Herr der Ringe oder Star Wars kann man diese Reise sehr gut nachvollziehen. Da ich ein riesen Fan von Herr der Ringe bin, analysiere ich die Heldenreise heute nach dieser wundervollen Geschichte, aber zuerst:

Wie ist die Heldenreise aufgebaut?

  • Vorgeschichte
  • Bedürfnis
  • Auslöser – Ruf zum Abenteuer (manchmal weigert sich der Held dem Ruf sofort zu folgen)
  • Begegnung mit dem Mentor
  • Ziel
  • Trifft Verbündete (auch falsche Verbündete)
  • Trifft Gegner (auch falsche Gegner)
    Erkenntnis über das wahre Gesicht von Verbündeten und Gegnern können den ersten Wendepunkt darstellen
  • Strategie wird deutlich (die des Helden und die des Gegners)
  • Scheinbare Niederlage (hier wird die Hauptfigur manchmal von den Verbündeten angegriffen, weil sie erkennen, dass der Held nicht nach ihren moralischen Vorstellungen handelt)
    In einem Drama könnte hier der scheinbare Sieg stattfinden.
  • Finale
  • Erkenntnis
  • Ende

Jeder Punkt beeinflusst jeden anderen Punkt der Heldenreise. Allerdings muss die Heldenreise nicht immer nach diesem Schema verlaufen. Man spricht zwar gerne von einem Zyklus, die Heldenreise ist aber sehr individuell gestaltbar. Vielleicht treten manche Elemente öfter oder gar nicht auf. Vielleicht werden auch manche Punkte in der Geschichte früher behandelt als andere. Gegner müssen nicht immer greifbare Figuren sein, sondern können z. B. auch ungute Eigenschaften, die die Hauptfigur überwinden möchte, ausmachen.

Es gibt nicht die perfekte Heldenreise. So wie es verschiedene Menschen gibt, gibt es auch verschiedene Helden.
Jeder Held hat seine eigene Reise und daher sind die Elemente auch wiederholbar und austauschbar.

Wichtige Begriffe in der Heldenreise:

Im Drama kann die scheinbare Niederlage der scheinbare Sieg sein.

Vorgeschichte: Es gibt immer eine Geschichte, die ein Bedürfnis erweckt und den Helden auf seine Reise führt.

Wendepunkte: Gibt es immer, wenn es eine neue Info gibt und das Handeln neu ausgerichtet wird. Es kann verschiedene Wendepunkte an unterschiedlichen Stellen geben.

Scheinbare Niederlage: Der Held denkt, alles ist verloren. Sie führt in den zweiten Wendepunkt, der einen auf das Finale zusteuern lässt. Baut am Ende nochmal Spannung auf.

Die Heldenreise an Hand von Herr der Ringe:

  • Vorgeschichte: Frodo kennt die abenteuerlichen Geschichten seines Onkels und ist davon fasziniert.
  • Bedürfnis: Er möchte Abenteuer erleben – raus aus dem Auenland.
  • Auslöser: Gandalf bittet Frodo den Ring nach Mordor zu bringen.
  • Ziel: Der Ring, den Frodos Onkel sein Leben lang bewahrt hat, soll zerstört werden, damit seine Macht keinen Einfluss mehr auf Menschen nehmen kann.
  • Verbündete: Seine langjährigen Freunde Sam, Merry und Pippin erweisen sich als Verbündete. Später stehen ihm Elben, Zwerge und Menschen, wie Legolas, Gimli und Aragorn, zur Seite.
  • Gegner: Sauron, der den Ring wieder für sich haben möchte und seine Gefolgschaft, wie die dunklen Reiter, Orks und andere dunkle Wesen.
  • Strategie: Den Ring so unauffällig und schnell wie möglich nach Mordor bringen, um ihn zu vernichten.
  • Scheinbare Niederlage: Baut sich auf, als die Spinne Frodo schnappt und ihn essen möchte. Sam rettet Frodo allerdings. Am Ende sind Sam und Frodo so entkräftet, dass sie es beinahe nicht mehr zum Schicksalsberg schaffen und dann versucht auch noch Gollum, ihnen den Ring zu entreißen. Dies gelingt ihm schließlich auch.
  • Finale: Frodo und Sam schaffen es den Ring ins Feuer zu werfen.
  • Erkenntnis: Macht sollte mit Bedacht eingesetzt werden.
  • Ende: Sauron wurde besiegt und Mittelerde ist gerettet. Frodo kehrt ins Auenland zurück.

Typische Archteypen, die in einer Heldenreise auftauchen:

In der Heldenreise treten Archetypen auf, die in unserem kollektiven Bewusstsein gespeichert sein sollen. Die Archetypen sind wichtig, damit sich der Held und die Geschichte entfalten können.

  • Der Schatten: Gegen ihn kämpft der Held an. Ihn möchte er so gut wie es geht vermeiden.
  • Der Mentor: Bringt den Helden auf den Weg und unterstützt ihn meist auch während der Geschichte.
  • Der Herold: Überbringt die Nachricht, die einen zum Aufbruch bringt.
  • Der Schwellenhüter: Ist die erste Prüfung, die der Held zu meistern hat. Er wird getestet ob er stark genug für seine Aufgabe ist.
  • Die Gefährten: Stehen dem Held zur Seite.
  • Die Trickster: Sorgen für Chaos. Sie müssen nicht aus bösen Gründen handeln. Manchmal verstehen sie die Tragweite ihrer Handlungen gar nicht.
  • Die Shapeshifter: Bei ihnen weiß man nie auf welcher Seite sie stehen.

Typische Archetypen in Herr der Ringe:

  • Der Schatten: Sauron, der die Macht für sich möchte.
  • Der Mentor: Anfangs ist Gandalf Frodos Mentor. Er ermutigt ihn ins Abenteuer zu ziehen. Später übernimmt Sam die Rolle. Er führt Frodo immer wieder auf den rechten Weg zurück und ist stets an seiner Seite. Viele sehen auch ihn als den eigentlichen Helden.
  • Der Herold: Gandalf, der Frodo erzählt, dass man den Ring zerstören müsse.
  • Der Schwellenhüter: Die dunklen Reiter, die Frodo verfolgen und ihn sogar verletzen.
  • Die Gefährten: Sam, Merry, Pippin, Aragorn, Legolas, Gimli
  • Die Trickster: Gollum – er handelt nicht im Sinne Saurons gegen Frodo, sondern weil er den Ring selbst haben möchte. Auch Merry und Pippin sorgen immer wieder ungewollt für Unruhe.
  • Shapeshifter: Zwei prägende Beispiele sind für mich Saruman, der anfänglich auf der Seite von Frodo zu sein scheint, und Boromir der Heerführer von Gondor, den das Verlangen nach Macht immer wieder überkommt.

Was ist wichtiges zu beachten?

Lass dich nicht in ein Schema pressen. Jede Geschichte ist anders, genau wie unsere Leben. Die Heldenreise ist ein guter Richtwert und sie liegt nicht umsonst unseren Geschichten zugrunde – ein Held sollte eine Reise durchlaufen, um uns an die Geschichte zu fesseln und uns am Ende mit einem befriedigenden Gefühl zu entlassen – allerdings sollte uns dieses Schema niemals einschränken. Ich kombiniere die Heldenreise gerne mit anderen Modellen, um meine Geschichten zu optimieren.

Wie starte ich am besten?

Für eine Heldenreise sollte man den passenden Helden im Kopf haben. Auch die anderen Charaktere, wie seine Verbündeten und Gegner, sollten Gestalt in unserer Vorstellung annehmen. Ein Gefühl muss da sein, wohin die Geschichte verlaufen soll, damit wir beginnen können, die richtige Reise für unseren Helden und seine Gefährten zu planen. Danach überlege ich mir, welche Situationen Spannung in die Geschichte bringen und lege mir einen ungefähren Spannungsbogen zurecht, der sich natürlich trotzdem oft noch ändert. Auch die Wendepunkte sind mir in meinen Geschichten sehr wichtig, da sie eben die Spannung steigern und die Geschichte in eine neue Richtung treiben.

Ist die Heldenreise immer andwendbar?

Die Heldenreise ist auf jede Geschichte und jedes Genre anwendbar. Es müssen nicht immer alle Elemente auf die gleiche Art und Weise bedient werden. Auch der/die Protagonist/in eines Liebesromans durchlebt eine Heldenreise, auch wenn sie nicht immer so offensichtlich ist wie in einer Fantasy-Epik. Unser ganzes Leben ist eine Heldenreise, auch wenn wir uns oft nicht als Helden fühlen.

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